Von Berlin nach Kolumbien: Solidaridad Internacional con la lucha de clase en Colombia

Von Berlin nach Kolumbien: Stoppt die Gewalt des bürgerlichen Staates!
Internationale Solidarität mit dem Klassenkampf in Kolumbien!

Seit dem 28. April befindet sich Kolumbien im Ausnahmezustand. Ausgehend von einem landesweiten Generalstreik verbreiteten sich über den 1. Mai Proteste von Lohnabhängigen gegen die soziale Ungleichheit. Anlass der bis heute anhaltenden Proteste der lohnabhängigen Klasse sind verschärfte neoliberale Reformen im Gesundheits- und Steuersektor durch die ultrarechte Regierung um Präsident Iván Duque.

Die Steuerreform, die unter anderem die Altersrenten besteuern sollte und so die Altersarmut im Land weiter verschärft hätte, wurde durch die Proteste inzwischen gekippt. Doch der Preis ist hoch: Nachdem bewaffnete Aufstandsbekämpfungseinheiten (ESMAD) und das Militär gegen die Demonstrierenden in den Straßen von Cali, über Bogotá bis Medellín eingesetzt wurden, ermordeten diese allein bis zum 7. Mai 37 Demonstrierende, 87 gelten als vermisst, 936 Protestierende wurden zwischenzeitlich ohne Begründung inhaftiert. Im Zuge dieser Inhaftierungen wurden bislang auch 11 Vergewaltigungen von Frauen* durch die ESMAD bekannt. Unter anderem wegen dieser, auch patriarchaler Gewaltexzesse der Repressionsbehörden gehen die Demonstrationen zur Stunde weiter.

Doch hierbei handelt es sich nur um die Spitze des Eisbergs. Seit Jahren tritt die kolumbianische Regierung das Friedensabkommen mit der inzwischen aufgelösten linken Guerilla FARC-EP mit Füßen. Nahezu täglich werden soziale Aktivist*innen, Gewerkschafter*innen und andere Linke durch rechtsradikale Paramilitärs ermordet. Hinzu tritt die Corona-Krise, die die Verarmung der lohnabhängigen Klasse rasant beschleunigt. In einem Land, in dem die Hälfte der Bevölkerung auf den Straßen und in unsicheren Beschäftigungsverhältnissen arbeitet und das Gesundheitssystem privatisiert ist, ist der Lockdown nur für die Reichen eine Option.

Der Aufstand in den Straßen Kolumbiens ist ein Aufstand der Würde der lohnabhängigen Klasse Kolumbiens gegen eine neoliberale und autoritäre Oligarchie, die für die Arbeiter*innen und Bäuer*innen des Landes nichts, für die Reichen im Land und ihre Investor*innen aus Deutschland und den USA aber alles tut. Dabei verkauft die Regierung Duque sich international auch noch als demokratisch. Doch die Proteste haben die demokratische Fassade eingerissen und legen die blutige Fratze der Klassenherrschaft vor aller Welt frei.

Die deutsche Bundesregierung freilich wird an ihrer freundlichen Haltung zur kolumbianischen Regierung nicht rütteln. Schließlich stehen nicht nur Milliardeninvestitionen auf dem Spiel. Das gewalttätige Vorgehen gegen die Demonstrationen am 01. Mai, hierzulande von Frankfurt bis nach Berlin, zeigt: Was des einen Schlagstock, ist des Anderen Schießgewehr. Oder: Gleich und Gleich gesellt sich gern, wenn es gegen die lohnabhängige Klasse und die politische Linke geht.

Als Lohnabhängige haben wir über die Staatsgrenzen hinweg geteilte Anliegen:
Wir kämpfen gegen Altersarmut, die weitere Privatisierung des Gesundheitssystems und damit für eine würdige Gesundheitsversorgung, für die Auflösung von Repressionsbehörden, die keinen anderen Auftrag haben, als die politische Linke zu verfolgen und die Staat- und Kapitalinteressen zu schützen und durchzusetzen. Daher fordern wir ein Ende der Gewalt gegen Demonstrierende und Streikende.

Die internationale Solidarität unserer Klasse ist der einzige Schutz vor der Gewalt der Herrschenden. Sei es im imperialistischen Deutschland, sei es im neokolonial beherrschten Kolumbien. Wir solidarisieren uns mit allen kämpfenden Lohnabhängigen in den Straßen Kolumbiens und senden insbesondere solidarische und kämpferische Grüße an unsere Genoss*innen dort in den Stadtteilinitiativen und Gewerkschaften!

Euer Kampf ist unser Kampf.
Nieder mit der Polizeigewalt der herrschenden Klasse!
Gegen Zweiklassenmedizin und für eine würdige Gesundheitsversorgung für alle!
Für eine sozialistische und wirklich demokratische Gesellschaft!

Hände Weg vom Wedding
Komitee zur Freilassung von Sim
ón Trinidad (Deutschland)

Berlin, 08.05.2021

Heike Hänsel unterstützt Brief an US-Präsident Joe Biden

Im März sendeten mehr als 20 NGO´s aus den USA einen Brief an den Präsidenten, Joe Biden, um den Frieden in Kolumbien als eine Priorität seiner Regierung anzusehen. Im Kontext des Briefes steht die Gefahr des Scheiterns des Friedensabkommens zwischen der kolumbianischen Regierung und der FARC. Darin heißt es: „Aufgrund seiner prekären Umsetzung ist das historische Friedensabkommen von 2016, eines der wichtigsten Vermächtnisse der Obama-Biden-Regierung, in Gefahr.“

In dem Brief heißt es, dass seit der Unterzeichnung des Abkommens bis heute mindestens 252 ehemalige FARC-Kämpfern ermordet wurden. Darüber hinaus bekräftigt der Brief, dass Kolumbien eines der gefährlichsten Länder für Menschenrechtsverteidiger ist und dass die Anführer der lokalen Gemeinschaften in Gefahr sind, massakriert zu werden.

So hat die Regierung unter Duque ihre Versprechen, die Gemeinschaften zu schützen, paramilitärische Netzwerke abzubauen und die Präsenz des zivilen Staates und nicht nur der Militärs in den ehemaligen Konfliktzonen, nicht erfüllt. „Wir fordern sie nachdrücklich auf, den Frieden und den Schutz der Menschenrechte als Hauptziele der US-Politik in Kolumbien neu zu positionieren.“

Außerdem fordern sie, dass die FARC-Partei, jetzt Comunes, von der Liste der terroristischen Organisationen gestrichen wird. Die Freilassung von Gefangenen, die Unterstützung der USA für die Wiedereingliederung, die Substitution von illegalen Pflanzen, die Versöhnung und andere Programme, die auf die ehemaligen FARC-Kämpfer abzielen müssen im Rahmen der Friedenskonsolidierung gestärkt werden.

Im Zuge dessen hat das Komitee zur Freilassung von Simón Trinidad auch die Politikerin der Partei Die Linke, Heike Hänsel, angeschrieben, die als Kennerin des Landes Kolumbien gilt und die den Friedensprozess politisch begleitet hat. In dem Brief stellen wir heraus, dass auch Simón Trinidad als politischer Gefangener in den USA freigelassen werden muss. Heike Hänsel unterstützt diesen Brief.

Aktuelles Interview mit Mark Burton, Anwalt von Simón Trinidad

Fight Back! interviewt Mark Burton, Anwalt des kolumbianischen Revolutionärs Simón Trinidad, der ein politischer Gefangener der US-Regierung ist. Simón Trinidad, auch bekannt als Ricardo Palmera, ist ein guter Mann, der nichts falsch gemacht hat. Sein einziges Verbrechen ist es, für die Freiheit und Unabhängigkeit seines eigenen Landes zu kämpfen und sich auf die Seite der kolumbianischen Arbeiter und Bauern zu stellen. Aufgrund der Unterdrückung durch die US-Regierung können wir Simon Trinidad nicht direkt interviewen.

Fight Back!: Wer ist Simón Trinidad?

Mark Burton: Simón Trinidad ist eine historische Persönlichkeit, die sich zu einem wichtigen Friedenssprecher für die FARC-EP in Kolumbien entwickelt hat. Simón begann seine Karriere als Bankier und Wirtschaftsprofessor in seiner Heimatprovinz in Cesar, Kolumbien. In den 1970er und 1980er Jahren interessierte er sich sehr für den Friedenskampf in Kolumbien und schloss sich der politischen Gruppe Causa Común und anschließend der Patriotischen Union (Unión Patriótica) an. Eine Völkermordkampagne gegen die Patriotische Union begann 1986 und Simón wurde mit dem Tod bedroht. Nachdem einige Mitstreiter ermordet worden waren, floh Simón aus seiner Heimat und trat der FARC-EP bei. In der FARC wurde er einer ihrer Hauptsprecher für den Frieden.

Fight Back!: Warum ist er im Florence Supermax Gefängnis in Colorado eingesperrt?

Mark Burton: Gefangene, die als Staatsfeinde gelten, werden häufig in das Gefängnis Florence ADX, im Volksmund Supermax genannt, geschickt, da die Fähigkeit des Gefangenen, mit der Außenwelt zu kommunizieren, streng kontrolliert wird. Im Allgemeinen sind Gefangene von Kontakten außerhalb des Gefängnisses abgeschnitten. Simón wurde nach seiner Verurteilung in Washington DC dorthin geschickt, wo die Regierung vier Gerichtsverfahren benötigte, um ihn wegen einer Verschwörung zu verurteilen. Die rechten Kräfte waren nicht in der Lage, Simón durch Ermordung zum Schweigen zu bringen, aber die kolumbianische und die amerikanische Regierung konnten ihn durch Inhaftierung im Supermax zum Schweigen bringen.

Fight Back!: Ein britischer Richter hat kürzlich entschieden, Julian Assange von WikiLeaks nicht auszuliefern, da er möglicherweise im Supermax-Gefängnis in Florence inhaftiert wird. Wie sind die Bedingungen dort?

Mark Burton: Für die Gefangenen, die unter einer SAM stehen, eine besondere Verwaltungsmaßnahme, wie Simón, verbringen sie in der Regel 23 Stunden am Tag in einer 3,5 x 2 Meter großen Zelle. Normalerweise dürfen die Gefangenen Fernseher schauen, aber abgesehen von zugelassenen Familienmitgliedern und Anwälten haben sie keinen Kontakt zur Außenwelt. In der Regel dürfen sie drei Anrufe pro Monat an die zugelassenen Personen auf der von der Regierung genehmigten Kontaktliste tätigen. Simón ist unter einer SAM, befindet sich aber jetzt im Step-Down-Programm, das ihm zwei Stunden am Tag den Zugang zu drei anderen Gefangenen ermöglicht. Er ist immer noch nicht in der Lage, mit der Welt insgesamt zu kommunizieren. Selbst für Gefangene, die im Supermax nicht unter einem SAM stehen, wird die Kommunikation streng kontrolliert.

Fight Back!: Welche Anstrengungen werden unternommen, um Simón Trinidad freizulassen?

Mark Burton: Simón stand nie auf der Tagesordnung der Friedensgespräche in Havanna, Kuba, aber es gab diplomatische und informelle Bemühungen, ihn freizulassen. Einige Mitglieder der FARC-EP, insbesondere Iván Márquez, der Vorsitzende der Friedensdelegation der FARC-EP, unternahmen diplomatische Anstrengungen mit der kolumbianischen und der US-Regierung, um Simón freizulassen. Iván Márquez traf sich 2016 mit John Kerry in Havanna, Kuba, und dachte, er hätte eine Verpflichtung, Simón freizubekommen, war aber später enttäuscht, als Simon nicht freigelassen wurde.

Seit dieser Zeit gab es zahlreiche Forderungen von Volksbewegungen in den USA und international nach Simóns Freiheit. Simón wird die neue Biden-Regierung um Gnade für die Exekutive bitten, und dies wird der neuen Regierung die Möglichkeit geben, dieses historische Unrecht zu korrigieren.

Fight Back!: Wird Präsident Biden im Amt neue Möglichkeiten bieten?

Mark Burton: Es besteht sicherlich die Hoffnung, dass die Biden-Regierung einen anderen Ansatz für Kolumbien verfolgt als die scheidende Trump-Regierung. Diese Hoffnung sollte jedoch mit einiger Vorsicht angegangen werden. Joe Biden war einer der Förderer des berüchtigten Plan Colombia, der zu einem verschärften Krieg in diesem Land führte. Es sollte auch angemerkt werden, dass sein außenpolitisches Team größtenteils aus Personen besteht, die in der Obama-Regierung gedient haben. Obama hatte während der Friedensgespräche die perfekte Gelegenheit, Simón Trinidad zu befreien, und versäumte es, dies zu tun.

Andererseits gibt es Berichte, dass das Biden-Team mit dem derzeitigen kolumbianischen Präsidenten Ivan Duque, der Donald Trump offen unterstützte und dessen Botschafter in den Vereinigten Staaten, Francisco „Pacho“ Santos, der für Trump in der Latino-Community in Florida kämpfte, sehr unzufrieden ist mit den Eingriffen in die inneren Angelegenheiten der Vereinigten Staaten. Es gibt Berichte, dass Duque Biden fünf Mal angerufen hat und Biden sich jedes Mal geweigert hat, mit ihm zu sprechen. Viele in Kolumbien hoffen, dass diese Unzufriedenheit mit Duque zu mehr Unterstützung der USA für die Umsetzung des Friedensabkommens führen kann, was unter Duque gescheitert ist und dass Simón möglicherweise einen gewissen Nutzen daraus ziehen könnte.

Original-Interview bei Fight Back!

Vor 16 Jahren an die USA ausgeliefert

Simón Trinidad wurde am Nachmittag des 31. Dezember 2004 ungerechterweise aus Ecuador an die USA ausgeliefert. Wir erinnern hiermit an dieses Datum und fordern seine zügige Freilassung und Rückführung nach Kolumbien. Simón Trinidad wird weiterhin im Hochsicherheitsgefängnis ADX Florence in Colorado in Isolationshaft festgehalten. Als Teil des kolumbianischen Friedensprozesses muss er laut dem Friedensabkommen freigelassen werden und zur Aufarbeitung des bewaffneten Konfliktes beitragen.

Wie die USA den Frieden in Kolumbien torpedieren

Als die Guerilla FARC im Jahr 2016 nach bereits mehreren gescheiterten Versuchen ein Friedensabkommen mit der kolumbianischen Regierung unterzeichnete, gab es international viel Lob für die Akteure und auch für das weitreichende Abkommen selbst, dass mehrere wichtige Punkte auf der Agenda hatte, um den Konflikt in Kolumbien zu beenden. Der damalige Präsident Juan Manuel Santos bekam sogar den Friedensnobelpreis verliehen. Eine Frage stellt sich jedoch mittlerweile: Welche Rolle die USA damals und heute in dem Friedensprozess einnehmen? Denn es sieht danach aus, als wenn sich die USA gleich an diejenigen in Kolumbien wendeten, die Gegner des Friedens waren; die extreme Rechte unter dem Ex-Präsidenten Álvaro Uribe. Denn mittlerweile werden immer mehr Interventionen bekannt, in der die USA mit ihren Verbündeten in Kolumbien den Friedensprozess in Kolumbien torpedieren. Simón Trinidad spielt da ebenso eine Rolle.

So wurde jüngst durch die kolumbianische Zeitung El Espectador enthüllt, dass das US-Außenministerium zusammen mit dem kolumbianischen Geheimdienst einen Plan entwickelt hatte, um mehrere ehemalige FARC-Anführer in der Öffentlichkeit als Drogenhändler zu brandmarken, anzuklagen und gegebenenfalls in die USA auszuliefern. Die kolumbianische Staatsanwaltschaft unter Néstor Humberto Martínez, ein Gegner des Friedens, ging sogar soweit, Geld und Kokain zu verwenden, das von echten Drogenkartellen beschlagnahmt wurde, um die FARC-Mitglieder zu ködern. Als an dem Haken nicht angebissen wurde, waren die Behörden gezwungen, Audiobeweise zu manipulieren. Unter den Attackierten waren Jesús Santrich und Iván Márquez, die das Täuschungsmanöver der Antidrogenbehörde der USA (DEA) und der Staatsanwaltschaft anprangerten. Sie zogen sich wegen des Vertrauensverlustes wieder in den Untergrund zurück. Nur aufgrund des Votums der im Abkommen vereinbarten Sonderjustiz für den Frieden (Jurisdiccion Especial para la Paz, JEP) konnte Jesús Santrich damals nicht in die USA ausgeliefert werden.

Dieser bizarre Angriff auf den Frieden wurde von vielen nicht ernsthaft in Frage gestellt, weil es eine alte und weit verbreitete Überzeugung gibt, dass die Guerilla für den Drogenanbau und den Drogenhandel verantwortlich ist. Seit Jahrzehnten bezeichneten die USA und der kolumbianische Staat die ehemalige FARC-Guerilla als „Drogenterroristen“ und „Drogenguerilla“ und verkannten die komplexen Ursachen und Wirkungen des Drogengeschäftes, in der beide Regierungen indirekt involviert sind. Hinzu kommt die politische Delegitimierung der linken Guerilla im Kontext der Drogen. Diese Strategie entstammt den 1980er Jahren, als der ehemalige US-Botschafter in Kolumbien, Lewis Arthur Tambs, sowie kolumbianische Medien im Auftrag der Regierung, Erklärungen abgegeben hatten, die die Guerilla und die Drogen in eine Beziehung setzten. Beide Wörter sollten gleichbedeutend verwendet werden.

In diesem Zusammenhang ist zu sehen, dass der jüngste Plan des US-Außenministeriums, FARC-Anführer wegen Drogenhandels auszuliefern, nur eine weitere Strategie ist, um Kolumbiens linke Bewegung zu schwächen und den Frieden zu torpedieren. Diese Strategie funktionierte ebenso Anfang 2004, als der FARC-Anführer Simón Trinidad, obwohl er sich auf einer Friedensverhandlungsmission mit den Vereinten Nationen befand, in Ecuador gefangen genommen und später ausgeliefert wurde. Die USA hatten keinen gültigen Gerichtsbeschluss für Simón Trinidad, also arbeiteten die Regierungen von George Bush und Álvaro Uribe zusammen, um einen zu erfinden. Zuerst wurde ihm die Beteiligung an einem Drogengeschäft vorgeworfen, diese Anschuldigung musste jedoch anhand nicht vorhandener Beweise zurückgenommen werden. Danach wurde er beschuldigt sich bei der angeblichen Entführung drei US-amerikanischer Spione Anfang 2003 beteiligt zu haben. Simón hat jedoch keinerlei Verbindung zu diesen Ereignissen. Trotzdem befindet sich Simón Trinidad seit vielen Jahren in einem Hochsicherheitsgefängnis in den Vereinigten Staaten, wo er in Isolationshaft festgehalten wird.

Das unglaubliche Schweigen über diese Angriffe auf den Frieden sowie die unmenschliche Situation für Simón Trinidad machen uns traurig und wütend. Simón Trinidad ist eines der exemplarischen Beispiele und Opfer der verheerenden US-Außenpolitik in ihrem Feldzug gegen den vermeintlichen kommunistischen Feind. Dabei ist den USA und der kolumbianischen Regierung jedes Mittel Recht. Wir fordern die Freilassung von Simón Trinidad und das Ächten dieser Angriffe. Im Rahmen des Friedensabkommens muss Simón Trinidad nach Kolumbien zurück, um seinen Teil zur Aufarbeitung, Wiedergutmachung und zum Aufbau eines friedlichen und demokratischen Kolumbiens beitragen zu können.

Tag des kolumbianischen politischen Gefangenen

Am 15. Oktober 1973, gegen sechs Uhr nachmittags in Medellín, nahmen Mitglieder der IV. Brigade der Armee den Gewerkschaftsführer Luis Carlos Cárdenas fest, setzten ihn in ein Fahrzeug und richteten ihn außergerichtlich hin. Aus diesem Grund wird an diesem Tag, am heutigen 15. Oktober, der Tag des politischen Gefangenen in Erinnerung an die politischen Kämpfer*innen und sozialen Aktivist*innen begangen, die von den staatlichen Sicherheitskräften festgesetzt und ermordet wurden und in einer noch weit größeren Anzahl inhaftiert sind.

Einen Grund zum Feiern gibt es nicht, denn die unmenschlichen und erbärmlichen Bedingungen, unter denen die politischen Gefangenen leben, erlauben uns nur, auf ihre Situation aufmerksam zu machen und an die gefallenen Genoss*innen zu erinnern. Der 15. Oktober zeigt auch, dass wir die politische Verantwortung für die Inhaftierten haben. Wir sind diejenigen, auf denen die Hoffnung liegt, die gegenüber der Öffentlichkeit erklären, aufzeigen und aufklären.

Auch Simón Trinidad ist ein politische Kämpfer und Inhaftierter, dem am heutigen Tag unsere Aufmerksamkeit gilt. Seit mehr als 15 Jahren ist er in den Vereinigten Staaten als kolumbianischer Revolutionär inhaftiert. Eingesperrt ist er im Hochsicherheitsgefängnis ADX Florence in Colorado. Dort verbüßt er eine 60-jährige Haftstrafe in Einzelhaft, abgeschottet von der Außenwelt, trotz seines fortgeschrittenen Alters und seiner gesundheitlichen Beschwerden. Simón, du bist nicht vergessen. Freiheit für Simón und alle politischen Gefangenen in Kolumbien und weltweit!

Artikel in der Zeitschrift Gefangenen Info

Das Gefangenen Info ist eine Zeitschrift zu Widerstand, Repression und Solidarität in der BRD und in der ganzen Welt. Es wird durch Aufklärung und Berichterstattung versucht, die Bedingungen für eine Verbindung von den Kämpfen in den Knästen mit den Kämpfen draußen zu entwickeln und auszubauen. In der aktuellen Ausgabe Nr. 431 gibt es einen Artikel vom Komitee zur Freilassung von Simón Trinidad.

Geburtstagsgruß des Komitees an Simón Trinidad

Im Rahmen des 70. Geburtstages von Simón Trinidad, Revolutionär und politischer Gefangener in den USA, sendete das Komitee zur Freilassung von Simón Trinidad in Deutschland einen kurzen Geburtstagsgruß auf Spanisch. Aus aller Welt gab es Solidaritätsbotschaften sowie eine internationale Aktion auf Twitter, um über seine Person, seinen Fall und seine Situation zu berichten sowie Solidarität zu zeigen.

Hier der Weblink zur Grußbotschaft auf Youtube

Alles Gute zum 70. Geburtstag Simón Trinidad!

Wer ist Simón Trinidad?

Simón Trinidad ist ein kolumbianischer Freiheitskämpfer und Intellektueller. Er war Mitglied der ehemaligen Guerillaorganisation Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens – Armee des Volkes (FARC-EP). Ende des Jahres 2003 ist er in Quito, Ecuador, gefangen genommen und später nach Kolumbien gebracht worden. Simón befand sich damals in Ecuador, weil er dort auf mögliche Friedensgespräche zwischen der Guerillaorganisation, dem kolumbianischen Staat und den Vereinten Nationen (UNO) hinarbeitete.

Sofort nahm der damalige Präsident von Kolumbien, der rechtsextreme und mit paramilitärischen Gruppen in Verbindung stehende Álvaro Uribe Vélez Kontakt zum US-amerikanischen Botschafter in Kolumbien auf, und forderte die Auslieferung von Simón.

So ist Simón Anfang 2004 unter falschen Anschuldigungen in die Vereinigten Staaten ausgeliefert worden. Dort waren vier Gerichtsverfahren nötig, um Simón wegen nur einer der zahlreichen und falschen Anklagepunkte zu verurteilen. Zuerst wurde ihm die Beteiligung an einem Drogengeschäft vorgeworfen; diese Anschuldigung musste jedoch anhand nicht vorhandener Beweise zurückgenommen werden. Danach wurde er beschuldigt sich bei der angeblichen Entführung drei US-amerikanischer Spione Anfang 2003 beteiligt zu haben. Simón hat jedoch keinerlei Verbindung zu diesen Ereignissen. Er hat niemals den geringsten Kontakt zu den drei US-amerikanischen Staatsbürgern gehabt.

Simón Trinidad ist also ein politischer Gefangener. Er ist im Hochsicherheitsgefängnis ADX Florence in Colorado, USA, eingesperrt. Dort verbüßt er eine 60-jährige Haftstrafe in Einzelhaft, abgeschottet von der Außenwelt, trotz seines fortgeschrittenen Alters und gesundheitlichen Beschwerden.

Das Friedensabkommen von 2016

Ende 2016 haben die FARC-EP und der kolumbianische Staat ein Friedensabkommen abgeschlossen. Während der Friedensverhandlungen in Havanna war für die FARC-Mitglieder und anderen Aktivisten die Hoffnung aufgekommen, die Freilassung Simóns, oder zumindest seine Rückführung nach Kolumbien erringen zu können. Nichts von alledem ist eingetroffen. Weder der kolumbianische, noch der US-amerikanische Staat, haben etwas in diese Richtung getan.

In der Gegenwart droht das Friedensabkommen von 2016 an der Nichteinhaltung der kolumbianischen Regierung und der paramilitärischen Gewalt im Lande zu scheitern. Mindestens 215 ehemalige FARC-Mitglieder, sowie zwischen 600 und 800 soziale Aktivisten sind bereits seit dem Abschluss des Friedensabkommens von paramilitärischen Gruppen ermordet worden. Diese Gruppen haben starke Verbindungen zu Teilen der kolumbianischen Armee und Regierung.

Im Rahmen des Friedensgespräches wurde Simón in der im Abkommen ausgehandelten Sondergerichtsbarkeit und im Verfahren zur Wiedereingliederung in das Zivilleben aufgenommen. Nichtsdestotrotz sitzt Simón immer noch im Gefängnis in Colorado, sowie weitere hunderte Gefangene der FARC-EP in kolumbianischen Haftanstalten. 

Als anerkannter Friedensverhandler mit langjähriger Erfahrung könnte Simón eine wichtige Rolle bei der Versöhnung der kolumbianischen Gesellschaft spielen und sollte sofort freigelassen und in sein Heimatland zurückgeführt werden.

Was tun?

Am 30. Juli wird Simón 70 Jahre alt. Deshalb wollen wir an diesem Tag eine massive Twitteraktion durchführen. Dabei werden wir die folgenden Hashtags benutzen und folgende Twitter-Accounts erwähnen:

#FreeSimonTrinidad

@realDonaldTrump

@SimonTrinidadLi

@IvanDuque

@JEP_Colombia

In Deutschland soll die Twitteraktion um 17:00 Uhr starten. Ziel ist es durch gemeinsames gleichzeitiges twittern auf internationaler Ebene eine positive Resonanz zu erreichen und somit Simóns Fall sichtbar zu machen. Außerdem möchten wir Euch herzlich einladen Simón, entweder als Einzelperson oder als Organisation, einen Gruß zu seinem 70. Geburtstag zu schicken. Die Geburtstagsgrüße können auch gerne als Videobotschaften und Bilder versendet werden! Folgende Mailadresse kann dafür genutzt werden:

simontrinidadlibre@gmail.com

Simóns Anwalt Mark Burton äußerte bei einem Interview von 2019 er habe auf juristischer Ebene bereits alle Wege zur Freilassung Simóns erfolglos versucht. Nun müsse man eine politische Lösung für den Fall Simón Trinidad fordern, so Mark weiter. Ein politisches Abkommen für die Freilassung und Rückführung Simóns in sein Heimatland ist also dringend nötig! Dafür müssen wir den ungerechten und erniedrigenden Umgang des kolumbianischen und des US-amerikanischen Staates gegenüber Simón anprangern und auf der ganzen Welt sichtbar machen! Wir fordern eine politische Lösung für den Fall Simón Trinidad! Eure Solidarität ist uns dabei sehr wichtig!