Aussage von Simón Trinidad vor JEP wird wahrscheinlicher

Aus den Vereinigten Staaten, wo Simón Trinidad eine 60-jährige Haftstrafe verbüßt, wird der ehemalige Kommandierende der FARC-EP, Simón Trinidad, vor der Sondergerichtsbarkeit für den Frieden (JEP) aussagen. Die Kammer für Anerkennung der Wahrheit innerhalb der JEP hat ihn zusammen mit 51 anderen Ex-FARC-Mitgliedern vorgeladen, um eine freiwillige Aussage von ihm zu bekommen, eines der Verbrechen aufzuklären, die in größerem Umfang von der FARC-EP begangen wurden, nämlich Entführungen.

Unter den genannten Personen sind ehemalige Guerilleros aus verschiedenen Blöcken und im Land bekannte Namen wie Omaira Rojas Cabrera, bekannt als Sonia, die ebenfalls in den Vereinigten Staaten inhaftiert war. Den 52 genannten Personen ist gemein, dass sie mittlere Kommandierende der ehemaligen FARC-Guerilla waren und laut JEP-Ermittlung Informationen über die begangenen Entführungen hätten. Die Anhörungen haben bereits einen Termin und werden zwischen dem 21. Juni und dem 25. November stattfinden. Der einzige, der noch kein Termin hat, ist der von Simón Trinidad.

Hoffen wir also, dass Simón Trinidad, der sich bereits während des Friedensabkommens bereit erklärte, bei der Aufarbeitung des Konfliktes unterstützen zu wollen, die Möglichkeit bekommt, vor der Sondergerichtsbarkeit für den Frieden auszusagen. Damit verbunden ist auch die Hoffnung, Simón Trinidad in Kolumbien begrüßen zu dürfen und einen Schritt zu einer Amnestie und Freilassung zu gehen. Simón Trinidad wurde am 31. Dezember 2004 an die USA ausgeliefert und dort zu 60 Jahren Haft verurteilt. Er wurde Opfer eines Justizkomplotts, der mit gekauften Zeugen und manipulierten Beweisen geführt wurde.

Darf Simón Trinidad vor der JEP aussagen?

Am Freitag, den 1. April, traf sich der Anwalt von Simón Trinidad, Mark Burton, mit den Richtern der Wahrheitskommission in Kolumbien, um die rechtlichen und politischen Möglichkeiten zu erkunden, die die Teilnahme von Simón Trinidad an der Übergangsjustiz des Landes ermöglichen.

Mittlerweile berichten sogar einige große Medien aus Kolumbien über das Anliegen von Mark Burton und Simón Trinidad. So begann der Anwalt Mark Burton seinen Aufenthalt in Kolumbien mit einem Besuch bei der Sondergerichtsbarkeit für den Frieden (JEP), einer Organisation, die wie die Wahrheitskommission ein Teil des Friedensabkommens ist, das im Zuge des Friedensabkommens der FARC-EP mit der kolumbianischen Regierung unter Präsident Santos im Jahr 2016 geschaffen wurde.

Dabei hat Simón Trinidad mehrmals öffentlich betont, an der Aufarbeitung des Konfliktes mitwirken zu wollen. Unter anderem will er zu den Entführungen aussagen, ein großes Thema in der Aufarbeitung des Konfliktes. Auch bei den Friedensverhandlungen von Caguán war er mit dabei und kann eine Menge an Informationen liefern. Unter anderem ging es dort auch um humanitäre Austausche zwischen der Guerilla und der Regierung.

Wie Mark Burton jedoch seit seiner Ankunft in Bogotá betont, ist er aufgrund der mangelnden Zusammenarbeit der Behörden in den USA auf Hindernisse gestoßen. „Ich habe eine Klage gegen die US-Regierung“, damit Trinidad „Kontakt zu den Anwälten in Kolumbien haben kann.“ Nach Angaben des Anwaltes konnte er nicht mit den US-Behörden sprechen, um die Anhörungen von Simón Trinidad von seiner Haftanstalt aus zu ermöglichen.

Er hofft, dass Simón Trinidad, sobald die US-Regierung dies zulässt, mit seinen Anwälten im Land oder mit den kolumbianischen Justizbehörden sprechen oder sich treffen kann. Im Moment bestätigt Mark Burton, dass sein Gesundheitszustand optimal ist, dass „seine Stimmung gut ist, obwohl er unter sehr harten Bedingungen lebt.“ Den größten Teil des Tages ist er in seiner Zelle, mit einem Fernseher mit wenigen Kanälen, die CNN-Nachrichten beinhalten, mit denen er sich über die aktuellen Ereignisse in seinem Land informieren kann.

Simón Trinidad war rund 17 Jahre in der FARC-EP, bis er 2004 festgenommen und an die USA ausgeliefert wurde. Ihm wird die Beteiligung an der Entführung von drei Amerikanern vorgeworfen, die Jahre später zusammen mit der derzeitigen Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt freigelassen wurden. Auch wegen Drogenhandels sollte er angeklagt werden, was jedoch scheiterte. Er ist im Hochsicherheitsgefängnis von Florence, Colorado, inhaftiert.

Weiterhin sagt er, dass Simón Trinidad seine Zelle für zwei oder drei Stunden am Tag verlassen kann, währenddessen er mit zwei oder drei anderen Gefangenen spricht, zwei Stunden Übungen macht und weiter lernt: „Er beschäftigt sich sehr mit der Welt, der Wirtschaft, der Geschichte, Kolumbien.“ Zudem hat er nur wenige Kontakte, nur mit einem Sohn, der im Bundesstaat Florida lebt, mit seinem Bruder und mit seiner Familie, die in Valledupar lebt, sowie mit zwei Anwälten.

Der Anwalt Mark Burton verfügt über 23 Jahre Berufserfahrung, insbesondere im Bereich der Strafverteidigung und Bürgerrechte und insbesondere zu Themen im Zusammenhang mit Polizeigewalt und Meinungsfreiheit. Er vertritt Simón Trinidad schon seit 2015. Während des Friedensprozesses in Havanna, Kuba, nahm Mark Burton im Namen von Simón Trinidad an Treffen mit den Verhandlungsparteien teil.

Erinnerung an Simón Trinidad

Am Jahrestag der Auslieferung von Simón Trinidad erinnerten zahlreiche Menschenrechtsorganisationen und auch die kolumbianische Partei Comunes (Ex-FARC) an den Fall und die Person Simón Trinidad. Den Grüßen und Forderungen schließen wir uns an. Für die Umsetzung des Friedensabkommens! Amnestie und Freiheit für die politischen Gefangenen! Freiheit für Simón Trinidad!

 

Wiedereingliederungstreffen „Simón Trinidad Libre“

Im Rahmen eines ersten Treffens eines nationalen Wiedereingliederungsseminars von ehemaligen Kämpfern der FARC-EP wurde der Name „Simón Trinidad Libre“ (Freier Simón Trinidad) ausgewählt. Das Treffen von Repräsentanten der Ex-Guerilla und sich heute im Wiedereingliederungsprozess befindlichen Personen aus mehr als 40 Organisationen und 29 Regionen fand am Wochenende in Neiva (südliches Kolumbien) statt.

Unter anderem ging es um die Hindernisse mit der nationalen Regierung und die schwere Krise im Prozess der Wiedereingliederung und zudem, was in Havanna im Zuge des Friedensabkommens vereinbart wurde. In einem Kommuniqué verurteilten sie zudem, dass fast fünf Jahre nach der Unterzeichnung des Friedensabkommens, noch immer 300 Friedensunterzeichner inhaftiert und von Wiedereingliederungsprozessen ausgeschlossen sind. Nicht umsonst wurde auch der Name des Treffens mit Simón Trinidad als ein exemplarisches Beispiel gewählt. Simón Trinidad ist nicht vergessen!

Von Berlin nach Kolumbien: Solidaridad Internacional con la lucha de clase en Colombia

Von Berlin nach Kolumbien: Stoppt die Gewalt des bürgerlichen Staates!
Internationale Solidarität mit dem Klassenkampf in Kolumbien!

Seit dem 28. April befindet sich Kolumbien im Ausnahmezustand. Ausgehend von einem landesweiten Generalstreik verbreiteten sich über den 1. Mai Proteste von Lohnabhängigen gegen die soziale Ungleichheit. Anlass der bis heute anhaltenden Proteste der lohnabhängigen Klasse sind verschärfte neoliberale Reformen im Gesundheits- und Steuersektor durch die ultrarechte Regierung um Präsident Iván Duque.

Die Steuerreform, die unter anderem die Altersrenten besteuern sollte und so die Altersarmut im Land weiter verschärft hätte, wurde durch die Proteste inzwischen gekippt. Doch der Preis ist hoch: Nachdem bewaffnete Aufstandsbekämpfungseinheiten (ESMAD) und das Militär gegen die Demonstrierenden in den Straßen von Cali, über Bogotá bis Medellín eingesetzt wurden, ermordeten diese allein bis zum 7. Mai 37 Demonstrierende, 87 gelten als vermisst, 936 Protestierende wurden zwischenzeitlich ohne Begründung inhaftiert. Im Zuge dieser Inhaftierungen wurden bislang auch 11 Vergewaltigungen von Frauen* durch die ESMAD bekannt. Unter anderem wegen dieser, auch patriarchaler Gewaltexzesse der Repressionsbehörden gehen die Demonstrationen zur Stunde weiter.

Doch hierbei handelt es sich nur um die Spitze des Eisbergs. Seit Jahren tritt die kolumbianische Regierung das Friedensabkommen mit der inzwischen aufgelösten linken Guerilla FARC-EP mit Füßen. Nahezu täglich werden soziale Aktivist*innen, Gewerkschafter*innen und andere Linke durch rechtsradikale Paramilitärs ermordet. Hinzu tritt die Corona-Krise, die die Verarmung der lohnabhängigen Klasse rasant beschleunigt. In einem Land, in dem die Hälfte der Bevölkerung auf den Straßen und in unsicheren Beschäftigungsverhältnissen arbeitet und das Gesundheitssystem privatisiert ist, ist der Lockdown nur für die Reichen eine Option.

Der Aufstand in den Straßen Kolumbiens ist ein Aufstand der Würde der lohnabhängigen Klasse Kolumbiens gegen eine neoliberale und autoritäre Oligarchie, die für die Arbeiter*innen und Bäuer*innen des Landes nichts, für die Reichen im Land und ihre Investor*innen aus Deutschland und den USA aber alles tut. Dabei verkauft die Regierung Duque sich international auch noch als demokratisch. Doch die Proteste haben die demokratische Fassade eingerissen und legen die blutige Fratze der Klassenherrschaft vor aller Welt frei.

Die deutsche Bundesregierung freilich wird an ihrer freundlichen Haltung zur kolumbianischen Regierung nicht rütteln. Schließlich stehen nicht nur Milliardeninvestitionen auf dem Spiel. Das gewalttätige Vorgehen gegen die Demonstrationen am 01. Mai, hierzulande von Frankfurt bis nach Berlin, zeigt: Was des einen Schlagstock, ist des Anderen Schießgewehr. Oder: Gleich und Gleich gesellt sich gern, wenn es gegen die lohnabhängige Klasse und die politische Linke geht.

Als Lohnabhängige haben wir über die Staatsgrenzen hinweg geteilte Anliegen:
Wir kämpfen gegen Altersarmut, die weitere Privatisierung des Gesundheitssystems und damit für eine würdige Gesundheitsversorgung, für die Auflösung von Repressionsbehörden, die keinen anderen Auftrag haben, als die politische Linke zu verfolgen und die Staat- und Kapitalinteressen zu schützen und durchzusetzen. Daher fordern wir ein Ende der Gewalt gegen Demonstrierende und Streikende.

Die internationale Solidarität unserer Klasse ist der einzige Schutz vor der Gewalt der Herrschenden. Sei es im imperialistischen Deutschland, sei es im neokolonial beherrschten Kolumbien. Wir solidarisieren uns mit allen kämpfenden Lohnabhängigen in den Straßen Kolumbiens und senden insbesondere solidarische und kämpferische Grüße an unsere Genoss*innen dort in den Stadtteilinitiativen und Gewerkschaften!

Euer Kampf ist unser Kampf.
Nieder mit der Polizeigewalt der herrschenden Klasse!
Gegen Zweiklassenmedizin und für eine würdige Gesundheitsversorgung für alle!
Für eine sozialistische und wirklich demokratische Gesellschaft!

Hände Weg vom Wedding
Komitee zur Freilassung von Sim
ón Trinidad (Deutschland)

Berlin, 08.05.2021

Heike Hänsel unterstützt Brief an US-Präsident Joe Biden

Im März sendeten mehr als 20 NGO´s aus den USA einen Brief an den Präsidenten, Joe Biden, um den Frieden in Kolumbien als eine Priorität seiner Regierung anzusehen. Im Kontext des Briefes steht die Gefahr des Scheiterns des Friedensabkommens zwischen der kolumbianischen Regierung und der FARC. Darin heißt es: „Aufgrund seiner prekären Umsetzung ist das historische Friedensabkommen von 2016, eines der wichtigsten Vermächtnisse der Obama-Biden-Regierung, in Gefahr.“

In dem Brief heißt es, dass seit der Unterzeichnung des Abkommens bis heute mindestens 252 ehemalige FARC-Kämpfern ermordet wurden. Darüber hinaus bekräftigt der Brief, dass Kolumbien eines der gefährlichsten Länder für Menschenrechtsverteidiger ist und dass die Anführer der lokalen Gemeinschaften in Gefahr sind, massakriert zu werden.

So hat die Regierung unter Duque ihre Versprechen, die Gemeinschaften zu schützen, paramilitärische Netzwerke abzubauen und die Präsenz des zivilen Staates und nicht nur der Militärs in den ehemaligen Konfliktzonen, nicht erfüllt. „Wir fordern sie nachdrücklich auf, den Frieden und den Schutz der Menschenrechte als Hauptziele der US-Politik in Kolumbien neu zu positionieren.“

Außerdem fordern sie, dass die FARC-Partei, jetzt Comunes, von der Liste der terroristischen Organisationen gestrichen wird. Die Freilassung von Gefangenen, die Unterstützung der USA für die Wiedereingliederung, die Substitution von illegalen Pflanzen, die Versöhnung und andere Programme, die auf die ehemaligen FARC-Kämpfer abzielen müssen im Rahmen der Friedenskonsolidierung gestärkt werden.

Im Zuge dessen hat das Komitee zur Freilassung von Simón Trinidad auch die Politikerin der Partei Die Linke, Heike Hänsel, angeschrieben, die als Kennerin des Landes Kolumbien gilt und die den Friedensprozess politisch begleitet hat. In dem Brief stellen wir heraus, dass auch Simón Trinidad als politischer Gefangener in den USA freigelassen werden muss. Heike Hänsel unterstützt diesen Brief.

Aktuelles Interview mit Mark Burton, Anwalt von Simón Trinidad

Fight Back! interviewt Mark Burton, Anwalt des kolumbianischen Revolutionärs Simón Trinidad, der ein politischer Gefangener der US-Regierung ist. Simón Trinidad, auch bekannt als Ricardo Palmera, ist ein guter Mann, der nichts falsch gemacht hat. Sein einziges Verbrechen ist es, für die Freiheit und Unabhängigkeit seines eigenen Landes zu kämpfen und sich auf die Seite der kolumbianischen Arbeiter und Bauern zu stellen. Aufgrund der Unterdrückung durch die US-Regierung können wir Simon Trinidad nicht direkt interviewen.

Fight Back!: Wer ist Simón Trinidad?

Mark Burton: Simón Trinidad ist eine historische Persönlichkeit, die sich zu einem wichtigen Friedenssprecher für die FARC-EP in Kolumbien entwickelt hat. Simón begann seine Karriere als Bankier und Wirtschaftsprofessor in seiner Heimatprovinz in Cesar, Kolumbien. In den 1970er und 1980er Jahren interessierte er sich sehr für den Friedenskampf in Kolumbien und schloss sich der politischen Gruppe Causa Común und anschließend der Patriotischen Union (Unión Patriótica) an. Eine Völkermordkampagne gegen die Patriotische Union begann 1986 und Simón wurde mit dem Tod bedroht. Nachdem einige Mitstreiter ermordet worden waren, floh Simón aus seiner Heimat und trat der FARC-EP bei. In der FARC wurde er einer ihrer Hauptsprecher für den Frieden.

Fight Back!: Warum ist er im Florence Supermax Gefängnis in Colorado eingesperrt?

Mark Burton: Gefangene, die als Staatsfeinde gelten, werden häufig in das Gefängnis Florence ADX, im Volksmund Supermax genannt, geschickt, da die Fähigkeit des Gefangenen, mit der Außenwelt zu kommunizieren, streng kontrolliert wird. Im Allgemeinen sind Gefangene von Kontakten außerhalb des Gefängnisses abgeschnitten. Simón wurde nach seiner Verurteilung in Washington DC dorthin geschickt, wo die Regierung vier Gerichtsverfahren benötigte, um ihn wegen einer Verschwörung zu verurteilen. Die rechten Kräfte waren nicht in der Lage, Simón durch Ermordung zum Schweigen zu bringen, aber die kolumbianische und die amerikanische Regierung konnten ihn durch Inhaftierung im Supermax zum Schweigen bringen.

Fight Back!: Ein britischer Richter hat kürzlich entschieden, Julian Assange von WikiLeaks nicht auszuliefern, da er möglicherweise im Supermax-Gefängnis in Florence inhaftiert wird. Wie sind die Bedingungen dort?

Mark Burton: Für die Gefangenen, die unter einer SAM stehen, eine besondere Verwaltungsmaßnahme, wie Simón, verbringen sie in der Regel 23 Stunden am Tag in einer 3,5 x 2 Meter großen Zelle. Normalerweise dürfen die Gefangenen Fernseher schauen, aber abgesehen von zugelassenen Familienmitgliedern und Anwälten haben sie keinen Kontakt zur Außenwelt. In der Regel dürfen sie drei Anrufe pro Monat an die zugelassenen Personen auf der von der Regierung genehmigten Kontaktliste tätigen. Simón ist unter einer SAM, befindet sich aber jetzt im Step-Down-Programm, das ihm zwei Stunden am Tag den Zugang zu drei anderen Gefangenen ermöglicht. Er ist immer noch nicht in der Lage, mit der Welt insgesamt zu kommunizieren. Selbst für Gefangene, die im Supermax nicht unter einem SAM stehen, wird die Kommunikation streng kontrolliert.

Fight Back!: Welche Anstrengungen werden unternommen, um Simón Trinidad freizulassen?

Mark Burton: Simón stand nie auf der Tagesordnung der Friedensgespräche in Havanna, Kuba, aber es gab diplomatische und informelle Bemühungen, ihn freizulassen. Einige Mitglieder der FARC-EP, insbesondere Iván Márquez, der Vorsitzende der Friedensdelegation der FARC-EP, unternahmen diplomatische Anstrengungen mit der kolumbianischen und der US-Regierung, um Simón freizulassen. Iván Márquez traf sich 2016 mit John Kerry in Havanna, Kuba, und dachte, er hätte eine Verpflichtung, Simón freizubekommen, war aber später enttäuscht, als Simon nicht freigelassen wurde.

Seit dieser Zeit gab es zahlreiche Forderungen von Volksbewegungen in den USA und international nach Simóns Freiheit. Simón wird die neue Biden-Regierung um Gnade für die Exekutive bitten, und dies wird der neuen Regierung die Möglichkeit geben, dieses historische Unrecht zu korrigieren.

Fight Back!: Wird Präsident Biden im Amt neue Möglichkeiten bieten?

Mark Burton: Es besteht sicherlich die Hoffnung, dass die Biden-Regierung einen anderen Ansatz für Kolumbien verfolgt als die scheidende Trump-Regierung. Diese Hoffnung sollte jedoch mit einiger Vorsicht angegangen werden. Joe Biden war einer der Förderer des berüchtigten Plan Colombia, der zu einem verschärften Krieg in diesem Land führte. Es sollte auch angemerkt werden, dass sein außenpolitisches Team größtenteils aus Personen besteht, die in der Obama-Regierung gedient haben. Obama hatte während der Friedensgespräche die perfekte Gelegenheit, Simón Trinidad zu befreien, und versäumte es, dies zu tun.

Andererseits gibt es Berichte, dass das Biden-Team mit dem derzeitigen kolumbianischen Präsidenten Ivan Duque, der Donald Trump offen unterstützte und dessen Botschafter in den Vereinigten Staaten, Francisco „Pacho“ Santos, der für Trump in der Latino-Community in Florida kämpfte, sehr unzufrieden ist mit den Eingriffen in die inneren Angelegenheiten der Vereinigten Staaten. Es gibt Berichte, dass Duque Biden fünf Mal angerufen hat und Biden sich jedes Mal geweigert hat, mit ihm zu sprechen. Viele in Kolumbien hoffen, dass diese Unzufriedenheit mit Duque zu mehr Unterstützung der USA für die Umsetzung des Friedensabkommens führen kann, was unter Duque gescheitert ist und dass Simón möglicherweise einen gewissen Nutzen daraus ziehen könnte.

Original-Interview bei Fight Back!

Vor 16 Jahren an die USA ausgeliefert

Simón Trinidad wurde am Nachmittag des 31. Dezember 2004 ungerechterweise aus Ecuador an die USA ausgeliefert. Wir erinnern hiermit an dieses Datum und fordern seine zügige Freilassung und Rückführung nach Kolumbien. Simón Trinidad wird weiterhin im Hochsicherheitsgefängnis ADX Florence in Colorado in Isolationshaft festgehalten. Als Teil des kolumbianischen Friedensprozesses muss er laut dem Friedensabkommen freigelassen werden und zur Aufarbeitung des bewaffneten Konfliktes beitragen.

Wie die USA den Frieden in Kolumbien torpedieren

Als die Guerilla FARC im Jahr 2016 nach bereits mehreren gescheiterten Versuchen ein Friedensabkommen mit der kolumbianischen Regierung unterzeichnete, gab es international viel Lob für die Akteure und auch für das weitreichende Abkommen selbst, dass mehrere wichtige Punkte auf der Agenda hatte, um den Konflikt in Kolumbien zu beenden. Der damalige Präsident Juan Manuel Santos bekam sogar den Friedensnobelpreis verliehen. Eine Frage stellt sich jedoch mittlerweile: Welche Rolle die USA damals und heute in dem Friedensprozess einnehmen? Denn es sieht danach aus, als wenn sich die USA gleich an diejenigen in Kolumbien wendeten, die Gegner des Friedens waren; die extreme Rechte unter dem Ex-Präsidenten Álvaro Uribe. Denn mittlerweile werden immer mehr Interventionen bekannt, in der die USA mit ihren Verbündeten in Kolumbien den Friedensprozess in Kolumbien torpedieren. Simón Trinidad spielt da ebenso eine Rolle.

So wurde jüngst durch die kolumbianische Zeitung El Espectador enthüllt, dass das US-Außenministerium zusammen mit dem kolumbianischen Geheimdienst einen Plan entwickelt hatte, um mehrere ehemalige FARC-Anführer in der Öffentlichkeit als Drogenhändler zu brandmarken, anzuklagen und gegebenenfalls in die USA auszuliefern. Die kolumbianische Staatsanwaltschaft unter Néstor Humberto Martínez, ein Gegner des Friedens, ging sogar soweit, Geld und Kokain zu verwenden, das von echten Drogenkartellen beschlagnahmt wurde, um die FARC-Mitglieder zu ködern. Als an dem Haken nicht angebissen wurde, waren die Behörden gezwungen, Audiobeweise zu manipulieren. Unter den Attackierten waren Jesús Santrich und Iván Márquez, die das Täuschungsmanöver der Antidrogenbehörde der USA (DEA) und der Staatsanwaltschaft anprangerten. Sie zogen sich wegen des Vertrauensverlustes wieder in den Untergrund zurück. Nur aufgrund des Votums der im Abkommen vereinbarten Sonderjustiz für den Frieden (Jurisdiccion Especial para la Paz, JEP) konnte Jesús Santrich damals nicht in die USA ausgeliefert werden.

Dieser bizarre Angriff auf den Frieden wurde von vielen nicht ernsthaft in Frage gestellt, weil es eine alte und weit verbreitete Überzeugung gibt, dass die Guerilla für den Drogenanbau und den Drogenhandel verantwortlich ist. Seit Jahrzehnten bezeichneten die USA und der kolumbianische Staat die ehemalige FARC-Guerilla als „Drogenterroristen“ und „Drogenguerilla“ und verkannten die komplexen Ursachen und Wirkungen des Drogengeschäftes, in der beide Regierungen indirekt involviert sind. Hinzu kommt die politische Delegitimierung der linken Guerilla im Kontext der Drogen. Diese Strategie entstammt den 1980er Jahren, als der ehemalige US-Botschafter in Kolumbien, Lewis Arthur Tambs, sowie kolumbianische Medien im Auftrag der Regierung, Erklärungen abgegeben hatten, die die Guerilla und die Drogen in eine Beziehung setzten. Beide Wörter sollten gleichbedeutend verwendet werden.

In diesem Zusammenhang ist zu sehen, dass der jüngste Plan des US-Außenministeriums, FARC-Anführer wegen Drogenhandels auszuliefern, nur eine weitere Strategie ist, um Kolumbiens linke Bewegung zu schwächen und den Frieden zu torpedieren. Diese Strategie funktionierte ebenso Anfang 2004, als der FARC-Anführer Simón Trinidad, obwohl er sich auf einer Friedensverhandlungsmission mit den Vereinten Nationen befand, in Ecuador gefangen genommen und später ausgeliefert wurde. Die USA hatten keinen gültigen Gerichtsbeschluss für Simón Trinidad, also arbeiteten die Regierungen von George Bush und Álvaro Uribe zusammen, um einen zu erfinden. Zuerst wurde ihm die Beteiligung an einem Drogengeschäft vorgeworfen, diese Anschuldigung musste jedoch anhand nicht vorhandener Beweise zurückgenommen werden. Danach wurde er beschuldigt sich bei der angeblichen Entführung drei US-amerikanischer Spione Anfang 2003 beteiligt zu haben. Simón hat jedoch keinerlei Verbindung zu diesen Ereignissen. Trotzdem befindet sich Simón Trinidad seit vielen Jahren in einem Hochsicherheitsgefängnis in den Vereinigten Staaten, wo er in Isolationshaft festgehalten wird.

Das unglaubliche Schweigen über diese Angriffe auf den Frieden sowie die unmenschliche Situation für Simón Trinidad machen uns traurig und wütend. Simón Trinidad ist eines der exemplarischen Beispiele und Opfer der verheerenden US-Außenpolitik in ihrem Feldzug gegen den vermeintlichen kommunistischen Feind. Dabei ist den USA und der kolumbianischen Regierung jedes Mittel Recht. Wir fordern die Freilassung von Simón Trinidad und das Ächten dieser Angriffe. Im Rahmen des Friedensabkommens muss Simón Trinidad nach Kolumbien zurück, um seinen Teil zur Aufarbeitung, Wiedergutmachung und zum Aufbau eines friedlichen und demokratischen Kolumbiens beitragen zu können.