Die Regierung des kolumbianischen Präsidenten Gustavo Petro hat die von Joe Biden geführte US-Regierung gebeten, das ehemalige Mitglied der FARC-EP, Ricardo Palmera alias Simón Trinidad, zu begnadigen. Simón Trinidad, der in den USA eine 60-jährige Haftstrafe verbüßen muss und bisher nicht vom Friedensabkommen partizipiert, ist nach Ansicht der kolumbianischen Regierung „relevant für die nationale Stabilität“. Er sitzt mit fadenscheinigen Vorwürfen in einem US-Hochsicherheitsgefängnis, obwohl die Regierung mit der FARC-EP im Jahr 2016 ein Friedensabkommen unterzeichnete. Dazu gehörte im Kontext der Aufarbeitung des Konfliktes ein Amnestiegesetz, welches auch Simon Trinidad in Anspruch nehmen möchte.
Der Antrag wurde in einem Schreiben an den Unterstaatssekretär für Angelegenheiten der westlichen Hemisphäre, Brian Nichols, gestellt. Das Dokument wurde vom kolumbianischen Botschafter in Kolumbien, Daniel García Peña, abgeschickt. In dem Schreiben heißt es: „Ich möchte an das offizielle Schreiben an den Nationalen Sicherheitsberater Jake Sullivan anknüpfen, in dem wir den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika im Namen der kolumbianischen Regierung höflich bitten, Herrn Juvenal Ovidio Ricardo Palmera Pineda zu begnadigen“.
Das Dokument ist auf den 12. November datiert und erwähnt auch ein weiteres offizielles Schreiben von Botschafter García Peña an den Nationalen Sicherheitsberater des Weißen Hauses, Jake Sulliva, mit dem Ziel, eine Begnadigung für Simón Trinidad zu erwirken. García Peña bat außerdem das US-Justizministerium um einen persönlichen Besuch bei dem ehemaligen Anführer der Guerilla, der im Gefängnis von Florence (Colorado) inhaftiert ist. Das Treffen könnte laut seinem Antrag zwischen Montag und Mittwoch dieser Woche stattfinden. Damit wird die Wichtigkeit von Simón Trinidad unterstrichen, viele Institutionen wiesen bereits in den zurückliegenden Jahren auf diesen Fakt hin.
„Ich bin mir bewusst, dass die Erreichung eines vollständigen Friedens in Kolumbien ein wichtiger Faktor für die Förderung eines politischen Umfelds der regionalen Stabilisierung ist, in dem Demokratie, Menschenrechte, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit gestärkt und die demokratischen Werte in unseren Gesellschaften gefestigt werden können“, heißt es in dem Schreiben von García Peña an Brian Nichols. Auch die ehemaligen Mitglieder des Sekretariats der alten FARC-EP setzen sich für die Freilassung ein. Der jüngste Antrag der demobilisierten Kämpfer wurde anlässlich des achten Jahrestages der Unterzeichnung des Friedensprozesses mit der Guerilla gestellt. Am 21. November erklärte Rodrigo Londoño alias Timochenko, Vorsitzender der Partei Comunes: „Es ist unfassbar, wie unfähig die Machtzweige sind, die Rückführung und Freiheit von Simón Trinidad zu erwirken, der willkürlich an die Vereinigten Staaten ausgeliefert wurde“.