Ich begrüße die Veröffentlichung dieser Seite in internationaler Solidarität mit unserem Genossen Simón Trinidad, der zu Unrecht in einem Hochsicherheitsgefängnis in den Vereinigten Staaten inhaftiert ist.
Der Mann aus Eisen, sagen wir zu ihm. Ein waschechter Revolutionär. Ein Mann der, für die, die ihn kennenlernten, den Nerv getroffen hat. Wir sind berührt von seiner Geschichte, denn es ist die Geschichte eines Mannes, der gegen die Ungerechtigkeiten des kapitalistischen Systems in all seinen Dimensionen gekämpft hat und weiter kämpft.
Ich traf Simon 2003 in einem Lager, wo er einen Kurs in politischer Ökonomie für die Guerilleros der 19. Front und der 39. Front der FARC-EP gab. Ich war vor ein paar Tagen aus der Stadt angekommen, immer noch voller Zweifel und Bedenken gegenüber der Guerilla, ihrer realen Kampfbereitschaft, ihrer Intentionalität und ihrem politischen Ziel.
Ungefähr vier Tage lang hatte ich die Gelegenheit, Unterricht bei Genosse Simón Trinidad zu besuchen. Ich lehnte mich leise zurück und beobachtete die Geduld, mit der dieser unbekannte Mann die Guerilleros und Guerilleras unterrichtete. Auf tausendfache Weise versuchte er der Guerrillerada (1) zu erklären, auf welchen Einheiten die Macht beruhte: auf der Polizei, der Armee und den Medien. Es gab viele Leute, die in diesem Unterricht nicht lesen oder schreiben konnten und er bemühte sich, es so zu erklären, dass sie ihn verstanden.
Ich war tief berührt von den Anstrengungen, die er unternahm, um diese Muchachos (2) auszubilden und ich sagte mir: Eine Organisation, die sich so für die Ausbildung ihrer Kämpfer interessiert, ist es, weil sie ein bestimmtes politisches Projekt hat. Ich denke immer, dass diese erste pädagogische Erfahrung in der FARC-EP für mich sehr wichtig war, um zu realisieren, dass ich in den Bergen bleiben wollte, um für eine bessere Welt zu kämpfen.
Zu diesem Zeitpunkt und trotz der Unterzeichnung des endgültigen Abkommens von Havanna befinden sich immer noch mehr als 300 politische Gefangene in den Gefängnissen des kolumbianischen Regimes. 160 von ihnen wurden bereits von der Regierung bestätigt, weshalb es keinen rechtlichen Grund gibt, warum sie noch nicht freigelassen wurden. 40% aller Anträge auf Freilassung werden in der JEP (3) abgelehnt. Die Solidarität mit diesen Gefangenen ist von wesentlicher Bedeutung, damit sie sich nicht allein fühlen und wissen, dass die Welt ihre Augen auf sie hat. Es ist unvorstellbar, dass es drei Jahre nach Unterzeichnung des Abkommens noch immer freiheitsberaubte Farianos und Farianas (3) gibt. Unsere Solidarität gibt ihnen Kraft, Energie und Mut, sich dieser unsinnigen Situation weiterhin zu stellen.
Tanja Nijmeijer / Alexandra Nariño (Ehemalige Kämpferin der FARC-EP)
(1) Guerrillerada ist die Bezeichnung für alle Kämpferinnen und Kämpfer der Guerilla
(2) Muchachos steht hier für junge Leute
(3) JEP (Jurisdiccion Especial para la Paz) ist die Sondergerichtsbarkeit für den Frieden im Rahmen des Friedensabkommens
(4) Die FARC-EP bezeichnet sich selbst als „farianische“ Gemeinschaft