Wie die USA den Frieden in Kolumbien torpedieren

Als die Guerilla FARC im Jahr 2016 nach bereits mehreren gescheiterten Versuchen ein Friedensabkommen mit der kolumbianischen Regierung unterzeichnete, gab es international viel Lob für die Akteure und auch für das weitreichende Abkommen selbst, dass mehrere wichtige Punkte auf der Agenda hatte, um den Konflikt in Kolumbien zu beenden. Der damalige Präsident Juan Manuel Santos bekam sogar den Friedensnobelpreis verliehen. Eine Frage stellt sich jedoch mittlerweile: Welche Rolle die USA damals und heute in dem Friedensprozess einnehmen? Denn es sieht danach aus, als wenn sich die USA gleich an diejenigen in Kolumbien wendeten, die Gegner des Friedens waren; die extreme Rechte unter dem Ex-Präsidenten Álvaro Uribe. Denn mittlerweile werden immer mehr Interventionen bekannt, in der die USA mit ihren Verbündeten in Kolumbien den Friedensprozess in Kolumbien torpedieren. Simón Trinidad spielt da ebenso eine Rolle.

So wurde jüngst durch die kolumbianische Zeitung El Espectador enthüllt, dass das US-Außenministerium zusammen mit dem kolumbianischen Geheimdienst einen Plan entwickelt hatte, um mehrere ehemalige FARC-Anführer in der Öffentlichkeit als Drogenhändler zu brandmarken, anzuklagen und gegebenenfalls in die USA auszuliefern. Die kolumbianische Staatsanwaltschaft unter Néstor Humberto Martínez, ein Gegner des Friedens, ging sogar soweit, Geld und Kokain zu verwenden, das von echten Drogenkartellen beschlagnahmt wurde, um die FARC-Mitglieder zu ködern. Als an dem Haken nicht angebissen wurde, waren die Behörden gezwungen, Audiobeweise zu manipulieren. Unter den Attackierten waren Jesús Santrich und Iván Márquez, die das Täuschungsmanöver der Antidrogenbehörde der USA (DEA) und der Staatsanwaltschaft anprangerten. Sie zogen sich wegen des Vertrauensverlustes wieder in den Untergrund zurück. Nur aufgrund des Votums der im Abkommen vereinbarten Sonderjustiz für den Frieden (Jurisdiccion Especial para la Paz, JEP) konnte Jesús Santrich damals nicht in die USA ausgeliefert werden.

Dieser bizarre Angriff auf den Frieden wurde von vielen nicht ernsthaft in Frage gestellt, weil es eine alte und weit verbreitete Überzeugung gibt, dass die Guerilla für den Drogenanbau und den Drogenhandel verantwortlich ist. Seit Jahrzehnten bezeichneten die USA und der kolumbianische Staat die ehemalige FARC-Guerilla als „Drogenterroristen“ und „Drogenguerilla“ und verkannten die komplexen Ursachen und Wirkungen des Drogengeschäftes, in der beide Regierungen indirekt involviert sind. Hinzu kommt die politische Delegitimierung der linken Guerilla im Kontext der Drogen. Diese Strategie entstammt den 1980er Jahren, als der ehemalige US-Botschafter in Kolumbien, Lewis Arthur Tambs, sowie kolumbianische Medien im Auftrag der Regierung, Erklärungen abgegeben hatten, die die Guerilla und die Drogen in eine Beziehung setzten. Beide Wörter sollten gleichbedeutend verwendet werden.

In diesem Zusammenhang ist zu sehen, dass der jüngste Plan des US-Außenministeriums, FARC-Anführer wegen Drogenhandels auszuliefern, nur eine weitere Strategie ist, um Kolumbiens linke Bewegung zu schwächen und den Frieden zu torpedieren. Diese Strategie funktionierte ebenso Anfang 2004, als der FARC-Anführer Simón Trinidad, obwohl er sich auf einer Friedensverhandlungsmission mit den Vereinten Nationen befand, in Ecuador gefangen genommen und später ausgeliefert wurde. Die USA hatten keinen gültigen Gerichtsbeschluss für Simón Trinidad, also arbeiteten die Regierungen von George Bush und Álvaro Uribe zusammen, um einen zu erfinden. Zuerst wurde ihm die Beteiligung an einem Drogengeschäft vorgeworfen, diese Anschuldigung musste jedoch anhand nicht vorhandener Beweise zurückgenommen werden. Danach wurde er beschuldigt sich bei der angeblichen Entführung drei US-amerikanischer Spione Anfang 2003 beteiligt zu haben. Simón hat jedoch keinerlei Verbindung zu diesen Ereignissen. Trotzdem befindet sich Simón Trinidad seit vielen Jahren in einem Hochsicherheitsgefängnis in den Vereinigten Staaten, wo er in Isolationshaft festgehalten wird.

Das unglaubliche Schweigen über diese Angriffe auf den Frieden sowie die unmenschliche Situation für Simón Trinidad machen uns traurig und wütend. Simón Trinidad ist eines der exemplarischen Beispiele und Opfer der verheerenden US-Außenpolitik in ihrem Feldzug gegen den vermeintlichen kommunistischen Feind. Dabei ist den USA und der kolumbianischen Regierung jedes Mittel Recht. Wir fordern die Freilassung von Simón Trinidad und das Ächten dieser Angriffe. Im Rahmen des Friedensabkommens muss Simón Trinidad nach Kolumbien zurück, um seinen Teil zur Aufarbeitung, Wiedergutmachung und zum Aufbau eines friedlichen und demokratischen Kolumbiens beitragen zu können.