Zur Wichtigkeit von Solidaritätsarbeit für politische Gefangene – Beispiel Simón Trinidad

Zur Wichtigkeit von Solidaritätsarbeit für politische Gefangene – Beispiel Simón Trinidad

Für politische Gefangene ist die Solidaritätsarbeit eine enorm wichtige Sache. Sie baut moralisch auf und unterstützt direkt die Gefangenen, die aufgrund ihres politischen Bewusstseins sowie ihres politischen und sozialen Handelns in den Gefängnissen inhaftiert sind. Es ist ein Signal an sie, dass sie nicht alleine sind und dass es da draußen Menschen gibt, die sich für ihre Interessen und für ihre Freiheit einsetzen. Denn ein Ziel der kapitalistischen Staaten ist es, mit der Form des politischen Strafrechts Angst zu verbreiten und damit Widerstand zu verhindern. Gerade in Bezug auf Simón Trinidad und seine Anklagepunkte des Drogenhandels, die letztendlich nicht aufrecht gehalten werden konnten bzw. seiner angeblichen Beteiligung an der Entführung von US-Bürgern, wird dies deutlich. Zum einen gilt er somit als gefährlicher Krimineller und Drogenhändler, auf der anderen Seite als ein gefährliches ehemaliges führendes Mitglied der Guerilla FARC-EP. Jegliche Solidarisierung und Solidaritätsarbeit soll so aufgrund seiner vorgeworfenen Delikte politisch entwertet und kriminalisiert werden. Schon seit vielen Jahren wurde die FARC von den bürgerlichen Medien und Regierungen politisch delegitimiert. Es ist ein übliches Verfahren, politische Aktivitäten als kriminelles Verhalten darzustellen. Diese Politik der Repression und Einschüchterung darf nicht akzeptiert werden, sondern wir müssen entschieden dagegen vorgehen sowie Solidarität und Widerstand zeigen.

Deswegen liegt eine der Hauptaufgaben von Solidaritätsarbeit auch darin, eine politische Gegenöffentlichkeit herzustellen und über die wahren Gründe von politischer Betätigung, Kriminalisierung, Überwachung und Gefängnis zu informieren. Die Solidaritätsarbeit muss begreiflich machen, warum der Staat ein Interesse an der Verfolgung und Inhaftierung von politisch Aktiven hat. Im Fall von Simón Trinidad ist es zum Beispiel die politische und soziale Situation in Kolumbien, die jahrhundertelange Unterdrückung der einfachen Menschen, die Gründung einer aufständischen Bewegung wie der FARC-EP und die anhaltende Repression durch die Oligarchie und den kolumbianischen Staat. Simón Trinidad, der im Jahr 2004 in Ecuador festgenommen wurde, den man im Dezember 2004 an die USA auslieferte und der seitdem im Hochsicherheitsgefängnis ADX Florence in Colorado inhaftiert ist, zeigt mit seiner Biographie und seinem politischen Wirken, wie politischer und revolutionärer Kampf aussehen können und wie wichtig aber auch nach jahrelanger Haft die Solidaritätsarbeit als Teil des Nicht-Vergessenwerdens ist. Dabei ist Solidaritätsarbeit nicht nur das Schaffen einer Gegenöffentlichkeit, sondern auch die kontinuierliche Begleitung der Gefangenen, die alltäglich der Repression und das über Jahre hinweg ausgesetzt sind.

In den letzten Jahren, aufgrund des Friedensprozesses zwischen der FARC-EP und der kolumbianischen Regierung, der 2016 in einem Friedensabkommen und der Möglichkeit nach Amnestie endete, zeigte sich besonders international die verstärkte Arbeit und Forderung nach einer Freilassung von Simón Trinidad. In einigen Ländern wurden nun Kampagnen gegründet, um auch international den Druck für eine Freilassung aufzubauen. Als ehemaliges Mitglied der FARC-EP und mit seinem Bekenntnis der Einwilligung und Zuarbeit zur Sondergerichtsbarkeit für den Frieden, der im Friedensvertrag vereinbarten Sonderjustiz, die Amnestie für diejenigen bewilligt, die an der Aufarbeitung des Konfliktes beteiligt sind, muss auch er angehört, in sein Heimatland Kolumbien gebracht und schließlich freigelassen werden. Doch wir wissen, dass in Ländern wie den USA und Kolumbien oftmals (internationaler) Druck notwendig ist, um den Forderungen zum Erfolg zu verhelfen.

Neben Kolumbien selbst formierte sich bereits im Jahr 2008 in den USA das Komitee „National Committee to Free Ricardo Palmera“. Es mobilisierte zu den Gerichtsverhandlungen und führte Öffentlichkeitsarbeit durch. In Deutschland wurde ab dem Jahr 2011 über den Fall Simón Trinidad mittels eines Blogs informiert. Zum 65. Geburtstag von Simón Trinidad am 30. Juli 2015 gab es eine Kampagnenaktion für seine Freilassung, zum einen die Bitte im Weißen Haus anzurufen und die Botschaft „Bitte Präsident Obama, geben Sie Simón Trinidad eine Geburtstags-Überraschung und lassen Sie ihn frei, damit er an den kolumbianischen Friedensverhandlungen teilnehmen kann. Unterstützen Sie den Frieden in Kolumbien! Freiheit für Simón Trinidad!“ zu hinterlassen und zum anderen eine Geburtstagskarte an Simón Trinidad in das Gefängnis zu senden. Im Jahr 2017 gab es eine Tour des Anwalts von Simon Trinidad, Mark Burton, in Europa im Rahmen der neugegründeten internationalen Kampagne „Se escribe Dignidad, se lee Simón Trinidad“ („Man schreibt Würde, man liest Simón Trinidad“). Dabei besuchte er unter anderem Brüssel, Berlin und Madrid und traf sich beispielsweise mit der Abgeordneten der Partei Die Linke Heike Hänsel oder dem Europaabgeordneten Javier Couso. Zudem gab es besonders in Spanien zahlreiche Veranstaltungen.

Im Rahmen der internationalen Kampagne „Se escribe Dignidad, se lee Simón Trinidad“ – „Man schreibt Würde, man liest Simón Trinidad“ hat sich nun auch ein Komitee in Deutschland gegründet. Zeigen wir Simón Trinidad und den anderen politischen Gefangenen, dass sie nicht alleine sind.

Freiheit für Simón Trinidad!